Die Inspiration zu diesem Blogpost
lieferten zwei Zeitungsartikel, die ich am 16./17.2.12 gelesen hatte
und ich mich fragte, wie es denn sein kann, dass Menschen in eine
gänzlich ausweglose Situation geraten, dass sie zum äußersten
Mittel greifen oder Wichtiges in den Hintergrund rückt und dann
etwas unwichtiges dominiert? Ich kam nicht umhin, mir Gedanken über
das Thema Vorurteile und Akzeptanz, oder besser gesagt, der Mangel
dieser, zu machen.
Nun zunächst zu den Zeitungsartikeln,
die ich für euch kurz zusammen fassen möchte:
Artikel aus der Financial Times
Deutschland vom 16.2.1
In Kolumbien wurden vor gut einem Jahr
zwei Priester auf während eines Raubüberfalles getötet. Nun kam
die Staatsanwaltschaft nach ihren Ermittlungen zu dem Schluss, dass
die beiden Priester selber zwei Auftragskiller engagierten, um ihrem
Leben ein Ende zu setzen. Hintergrund dieser Tat war zum einen, dass
die beiden, die sich seit dem Studium kannten, zusammen eine
homosexuelle Beziehung führten, zum anderen war bei einem der beiden
das HI-Virus diagnostiziert worden und die Krankheit war bereits
ausgebrochen. Sie wollten sich zunächst selber töten, schreckten
davor zurück und heuerten dann die beiden Männer an, um auf diese
Art zu sterben.
Artikel aus der Neuen Württembergischen
Zeitung vom 17.2.12
Der Gewinner des türkischen
Vorausscheids für den Eurovision Songcontest Can Bonomo macht in der Türkei
nicht nur durch seine Stimme auf sich aufmerksam, sondern, seit einer
unpassenden Frage einer Journalistin während eines TV Interviews,
auch durch seine Religion, denn er ist Jude und
dies führte zu einer Diskussion in der Türkei.
Es ist, für mich, tragisch, zu lesen,
dass es Erdteile gibt, in denen man sich lieber umbringt, als zugeben
zu müssen, dass man homosexuell ist. Erst wieder im Tode mit dem/der
Liebsten vereint zu sein gibt es also nicht nur in Shakespeares Romeo
und Julia, nein auch in unserer heutigen Welt!
Ist es nicht von einer Art Tragik zu
sehen, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaft von der katholischen
Kirche nicht anerkannt wird und dann sind es zwei Priester, die sich
entscheiden, auf Grund ihrer Lebensverhältnisse, zu sterben. (Beim
Thema katholische Kirche könnte sich auch die Frage stellen, ob sie
den Freitod nicht wählten, da er in der katholischen Kirche eine
Sünde ist, oder weil sie einfach Angst hatten, es selber zu tun und
die Bürde lieber einem Auftragskiller überließen. Aber am Ende ist
es egal, welche Beweggründe sie hatten, sich umbringen zu lassen und
es nicht selber zu tun. Sich niemandem anzuvertrauen, nicht einmal
den eigenen Familien, die es nicht glauben konnten, dass ihre Kinder
die beiden Mörder selber engagierten, muss schlimm sein, denn hier
geht es nicht um eine Lappalie, eine schlechte Note die man mal
verschweigt, nein, es geht um ein Leben, eine Entscheidung, wie man
sein Leben lebt, mit wem man sein Leben leben will.
Und wie kann es denn auf der anderen
Seite sein, dass ein türkischer Staatsangehöriger, dessen Familie
seit ewigen Zeiten in dem Land lebt, sich dafür rechtfertigen muss,
welcher Religion er angehört? (Mal abgesehen von der Unwichtigkeit
der Frage nach Herkunft und Religion, in diesem Fall, und wie lange
die Familie in der Türkei lebt oder nicht, es macht auf mich keinen
positiven Eindruck) Dass so etwas zur Debatte steht ist sehr traurig.
Wieso steht es denn überhaupt zur Frage, weshalb hat die
Journalistin diese Frage überhaupt gestellt? Sie musste sich doch
bewusst gewesen sein, welche Lawine dadurch ins Rollen kommt? Ob man
ihn ausgewählt hätte, wenn diese Situation schon davor bekannt
geworden wäre?
Wie dem auch sei, der Künstler
schweigt mittlerweile verständlicherweise und äußert sich dazu
nicht mehr.
Vielleicht haben wir, hier in
Mitteleuropa oder allgemein in den „westlichen“ Ländern, eine
andere Auffassung dieser Dinge, wenn es um Themen wie
gleichgeschlechtliche Sexualität oder Religionsfreiheit geht, aber
fragen wir uns doch einmal, in welcher Hinsicht Homosexualität
wirklich bei uns akzeptiert und vor allem rechtlich anerkannt wird,
und in wie weit, wir immer noch um Rechte und Anerkennung kämpfen
müssen? Ich nehme als Beispiel hierfür die Vereinigten Staaten, in
denen es von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedliche rechtliche
Auffassungen und Ansichten über das Thema „gleichgeschlechtliche
Ehe“ gibt.
Besteht diese Verurteilung und
mangelnde Anerkennung von Menschen und ihrer Rechte nicht vielmehr
darauf, dass wir nichts über etwas anderes, als unsere Sichtweise,
wissen wollen und unser Halbwissen unseren Horizont verengt und nicht
erweitert? Scheuen wir uns davor, etwas neues kennen zu lernen und
vor allem zu akzeptieren?
Wie können wir Menschen danach
urteilen, dass sie dick, dünn, hell- oder dunkelhäutig, asiatsicher
oder südamerikanischer Abstammung, schwul, lesbisch, transsexuell,
katholisch, evangelisch, Moslem oder jüdisch sind? Wieso maßen wir
uns an, über Menschen zu urteilen, wenn wir sie gar nicht kennen,
nur weil ihre Sexualität, Hautfarbe, Herkunft oder ihr Aussehen uns
nicht passt?
Ist es nicht vielmehr so, dass wir
Menschen überhaupt nicht vorurteilsfrei durch das Leben gehen
können? Und woher kommen diese Vorurteile? Leben wir das nach, was
uns unsere Familie, unser Umfeld uns vorlebt, was wir im
Kindergarten, der Schule aufgeschnappt haben?
Oder liegt das Negative einfach in der
menschlichen Natur?
Ich persönlich nehme mich davon mit
Sicherheit nicht aus, und ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell
ich teilweise zum einen urteile ohne zu wissen oder zum anderen
Menschen in eine Kategorie stecke, wenn ich höre, sie kommen z.B.
aus dem und dem Land oder haben diese oder jene Vorgeschichte.
Aber verdienen wir nicht alle jene
Anerkennung und Akzeptanz, denn irgendwo auf der Welt werden wird die
Außenseiter sein und werden vielleicht vorverurteilt werden.
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