Es war einmal...
so fangen alle Märchen an, aber auch
diese Geschichte über ein Ehepaar.
Sophia und Dean kannten und liebten
sich seit der High School, eigentlich kannten sie sich schon früher,
denn ihre Eltern waren miteinander befreundet und so blieb es nicht
aus, dass die Kinder sich ebenfalls kennenlernten und aus
Freundschaft Liebe wurde.
Nach der High School ging Sophia aufs
College und arbeitete nach ihrem Abschluss bei einer Bostoner
Zeitung; Dean, der schon immer ein Faible für Autos hatte, baute
sich seine eigene Werkstatt auf, die erfolgreich lief.
Sie liebten sich, das war keine Frage
und als sie vor 5 Jahren endlich heirateten, ging vor allem für
Sophia ein Traum in Erfüllung; ein Mann und Kinder, das war es immer
was sie wollte.
Doch Dean meinte, mit den Kindern
hätten sie noch Zeit und so lebte das Paar erst ihre Träume aus,
Reisen nach Europa, Australien, Südamerika, bauten ein Haus in
einem ruhigen Vorort und genossen die Zweisamkeit.
Und doch kommt irgendwann der Punkt, an
dem man sich fragt, ob es das ist, was man will, so wie man im Moment
lebt, wenn es Zeiten gibt, die einen zweifeln lassen, ob man das
Richtige tut. Wenn man sich Fragen stellt, ob man glücklich mit
seinem Leben ist, oder ob man das Gefühl hat, man verpasst etwas.
Mit diesen Fragen erwachte auch Dean
eines Morgens, was wenn das Leben, das er mit Sophia lebte, nicht das war, was er eigentlich wollte, wenn es nicht das Leben war, was eigentlich
für ihn bestimmt war, was wenn er und seine Frau sich zu früh
aneinander gebunden hatten, ohne dass sie getrennt voneinander ihr
Leben gelebt hatten? Er liebte Sophia und doch machten sich Zweifel
ihn im breit, er könnte etwas verpasst haben.
Ja, es war egoistisch und er dachte
weder an seine junge Ehefrau, noch an sein ungeborenes Kind, welches
Sophia unter ihrem Herzen trug, und von dessen Existenz er noch gar
nichts wusste, da Sophia annahm er würde sich nicht darüber freuen,
so hatte sie vor einem Monat mit zitternden Händen den
Schwangerschaftstest gemacht und als er positiv war, wusste sie
nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, sie freute sich und doch
wusste sie nicht, wie Dean reagieren würde, wenn er diese
Neuigkeiten erfahren würde.
Und dann teilte Dean seiner Frau an
einem sonnigen Samstagmorgen im Mai nach dem Frühstück mit, dass er
sie verlassen und die Scheidung einreichen würde, er sagte ihr, es
fehle ihm etwas in seinem Leben, dass er Angst hätte, sein Leben
nicht gelebt zu haben, dass er sich selber finden müsse und das was
am Besten für ihn sei.
So kam es, dass Sophia und Dean, das
Vorzeigeehepaar, sich trennten und er nichts von seinem ungeborenen
Töchterchen wusste.
Während sich Sophia nun immer weiter
aus dem alltäglichen und sozialen Leben zurück zog, da sie es nicht
verstehen wollte und konnte, wie ihr Mann nur so eiskalt war und er die
Jahre, die sie gemeinsam verbracht hatten und in denen sie sich
aufrichtig liebten, einfach so weggeworfen hatte, genoss Dean
zunächst seine zurück gewonnene Freiheit, ein Leben ohne Druck,
ohne sich Sorgen um andere machen zu müssen. Er verbrachte die
Nächte oft in den angesagtesten Clubs in New York und vergnügte
sich mit zahlreichen Frauen.
Nicht, dass ihn dies glücklich machte
oder zufrieden stellte, nein, vielmehr wurde es zum Verdrängen
seiner Gefühle und seiner Traurigket, dass er das wertvollste, was
er besessen hatte, seine Frau und die Liebe zu ihr, mit Füßen
getreten hatte und einfach so im Stich gelassen hatte für einen
Wimpernschlag an Selbstbefriedigung und vermeintlichem Glück. Doch er konnte nicht zurück.
Und schließlich eines Nachmittags im
September, sah er sie wieder in ihrem Lieblingscafé in Boston, sie
unterhielt sich mit einem Mann; Eifersucht, Wut und zugleich
Traurigkeit stiegen in ihm hoch, als er sie mit ihm und ihrem
Lächeln sah, in das er sich vor vielen Jahren so verliebte.
Doch dann geschah es, dass sie ihn auf
der anderen Straßenseite stehen sah und ihm selbst dieses
bezaubernde Lächeln schenkte. Als sie aufstand, konnte er die
Wölbung ihres Bauches erkennen und Dean wurde klar, dass es sein
Kind sein musste; in den letzten Monaten hatte er nie so gefühlt,
wie er es jetzt tat. Glück, Liebe, das endlich angekommen Sein, die
Bitterkeit, erst jetzt zu erkennen, wer wirklich wichtig war in
seinem Leben, was ihn glücklich machte und wie und mit wem er sein
Leben leben wollte.
Sophia und Dean lächelten sich
einander zu und beide wussten, dass es für sie noch eine Chance
gemeinsam geben würde. Dean wollte seiner Ehefrau sagen, wenn sie
die Straße überquert hatte, wie sehr er sich über dieses Baby
freute, dass sie erwartete.
Und keiner der beiden glücklichen
Menschen nahm den Bus der Linie 413 wahr, der die junge Frau in der
Mitte der Straße mit voller Wucht und Intensität erwischte, sie zu
Boden riss und ihr keine Chance mehr ließ.
©Franziska L.
Wow, mir fehlen die Worte. Sehr krasse Geschichte.
AntwortenLöschenDeine Geschichte ist echt der Wahnsinn und regt sehr zum Nachdenken an. Da wird einem mal wieder bewusst, wie schnell es doch vorbei sein kann... Vielen Dank für diese tolle Geschichte!!! Ich hoffe davon können wir bald mehr lesen :-)
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